Neue Fricktaler Zeitung, 13.12.11, Thomas Wehrli

Gut gestanzt, ist halb geformt

Peter Bolliger experimentiert mit industriell gefertigten Stanzteilen

Peter BO Bolliger erfindet die Kunst immer wieder neu. Jetzt tickt der Künstler aus Densbüren im Stanzformen Takt.

Er passt fürwahr in keinen Rahmen: Peter Bolliger, kurz BO, Künstler und Lebenskünstler aus Densbüren. Immer die gleichen Sujets malen, sich laufend wiederholen die Kunst als repetitive Handlung verstehen, nein, das wäre nichts für den 62-Jährigen, der von sich selbst sagt, er sei nicht der Geduldigste, und der nicht verneint, "gewisse Züge eines Workaholics zu haben".

Das mit dem einen Rahmen, "das kann ich ich immer noch, wenn ich älter bin", meinte er vor gut drei Jahren gegenüber der NFZ. "Bis dahin will ich möglichst wenige Wiederholungen."

Das Alter, die Zeit der Wiederholungen also, ist für "BO" noch längst nicht gekommen. Wieder wartet der nimmermüder Schaffer mit einer neuen Idee auf. Wieder ist sie speziell. Wieder ist sie aus einem Gedankenblitz heraus entstanden. Dieser traf den Künstler bei einem Besuch einer Metallbaufirma in Densbüren. Hier sah er gestanzte Teile und sah darin sogleich mehr, sah darin künftige Kunst. Seine Kunst.

BO löst die serienmässig hergestellten Stanzformen aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus, setzt sie in in neue Zusammenhänge und schichtet daraus seine Werke. Mal plastisch, mal gemalt. Besonders eindrücklich ist ihm dies mit den Porträts der Rolling Stones gelungen, aber auch die "KultUhren", seine speziellen Wanduhren, ticken im Stanztakt. "Die Stanzformen eigenen sich hervorragend für die reliefartigen Bilder", erklärt Peter Bolliger. Bis zu 15 Schichten schichtet er aufeinander und verleimt sie.

Tabus gibt es für BO kaum. "Aus ein paar Socken kann man nicht weniger gut ein Bild machen, als aus Holz, Nägeln und Acryl und Leinwand", ist er überzeugt, und da liegt der Schritt zu Stanzteilen aus Metall ja auf der "Socke".